Forschungs­schwerpunkte und Interessen


Mein Hauptarbeitsgebiet ist der römische Orient, und der Ausgangspunkt meiner Arbeiten ist die Architektur, wobei ich besonders der Sakralarchitektur und der Wohnarchitektur mein Augenmerk widme.

Aufgrund meiner Arbeit für die Staatlichen Museen zu Berlin habe ich mich außerdem intensiv mit dem Pergamonaltar beschäftigt.

Römische Sakral- und Wohnhausarchitektur

Zur Sakralarchitektur zählen alle Bauwerke, die im religiösen Kontext gebaut und genutzt wurden. In der römischen Architektur sind dies vor allem Tempel.

Warum die Sakralarchitektur?

Auf den ersten Blick ist sie diejenige Bauform, die am häufigsten und auch am besten erhalten ist. Dies liegt daran, dass sie oft – bei weitem aber nicht immer – größer und aus haltbarerem Material gebaut wurde.

Im Orient ist dies oft Felsstein, der im Gegensatz zu Holz oder Lehm als Baumaterial bei einfacheren Häusern viel langsamer verwittert. Dafür war die Felssteinarchitektur natürlich aufwendiger, teurer und brauchte eine viel höhere Arbeitsleistung.

Ein derart gefertigter Tempel zeigt also an, dass eine größere Gruppe von Menschen bereit war, mehr Mühe und Aufwand in ein Bauwerk zu investieren, das nicht einem Einzelnen zur Verfügung stand, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen und für viele Menschen verbindlichen Idee war.

Eine Wohnhausarchitektur dagegen bietet den Gegenpol – als Refugium einer Familie kann sie aufzeigen, wie sich Individuen in einer durch gemeinschaftliche Ideen postulierten Gesellschaft positionieren, ob sie sich eingliedern, abgrenzen oder sich als bestimmende Faktoren definieren.

Frontalansicht eines antiken Tempels
Römische Architektur im Libanon: Nordseite des Altarhofs im Jupiterheiligtum

Zeitliche und räumliche Eingrenzung

Um eine Gesellschaft verstehen zu können, lohnt es sich vor allem, ihre Grenzen zu betrachten.

Im Falle einer antiken Gesellschaft können dies sowohl räumliche als auch zeitliche Grenzen sein.

Ich interessiere mich im Orient daher sehr für die Phase des Hellenismus, jener Epoche zwischen dem Tode Alexanders des Großen 323 v. Chr. und der Ankunft der Römer im 1. Jh. v Chr.

Gerade für Syrien und den Libanon, die in der Antike natürlich zusammengehörten, fehlt uns bis heute ganz viel Wissen über diese Zeit, in der aber wichtige Entwicklungen abliefen, die später auch das römische Reich der Kaiserzeit mit prägen sollten.

Archäologie und Geschichte sind hierbei kaum zu trennen, und antike Schriftquellen, Münzen und Inschriften sind die wichtigsten Hilfsmittel, um die archäologischen Hinterlassenschaften zu verstehen.

Bauornamentik

Ich bearbeite in der libanesischen Stadt Baalbek in erster Line die Bauornamentik, den oft kleinteiligen und dort sehr reichen und qualitätvollen Schmuck der Tempel und übrigen Bauwerke.

Die Ornamentik ist sowohl Teil der Architektur als auch selbständiges Relief, zum Teil sogar Bauplastik.

An der Ornamentik lassen sich die zeitlichen Vorlieben einer Epoche ablesen, sie zeigt aber auch kulturelle Konnotationen und eröffnet Einblicke in die Arbeitsabläufe der Handwerker.

Sie ist eine eigenständige Bildsprache, die natürlich mit anderen Gattungen der römischen Kunst im Wechselspiel steht.

In Baalbek beispielsweise gibt es einen großen Bestand an künstlerisch gestalteten Steingefäßen, deren Reliefs mit der Bauornamentik verglichen werden können.

Sandfarbene Steinornamente mit Ranken, Blüten und Blättern.
Bauornamentik in Baalbek: Detail vom Türrahmen des Bacchustempels
sandfarbenes Steinornament mit umrankter Blüte, leicht beschädigt
Detail vom Fries der Altarhofhallen

Staatliche Museen zu Berlin

Der Pergamonaltar

In den Jahren 2001-2004 hatte ich die Gelegenheit, die Restaurierung der großen Friese des Pergamonaltares durch die Firma Bertolin zu begleiten.

So konnte ich dieses Monument so nah erleben, wie es nur möglich ist, denn ich hatte jeden Stein des Süd- und Ostfrieses einmal in der Hand.

Diese Mitarbeit war wie ein zweites Studium und ermöglichte mir einmalige Einsichten in die hellenistische Kunst.

Da ich seit 1999 auch Besucher durchs Pergamonmuseum führe, hat mich der Altar seither nicht mehr losgelassen.

Diese Gigantenschlacht ist ein Höhepunkt der griechischen Kulturgeschichte.

Ihre Darstellung und Erzählweise, ihre Thematik und ihre Ausdrucksweise sowie die vielen Details, die sich einem Betrachter erst nach und nach erschließen, sind so vielfältig, so raffiniert komponiert und doch eingängig dargestellt, daß man den Fries wieder und wieder betrachten kann, um stets neue Überlegungen anzustellen.

Mit diesem Fries habe ich mich eingehend beschäftigt und tue es auch weiterhin.

Wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten ist der Pergamonaltar voraussichtlich bis 2024 nicht zugänglich.

In Zusammenarbeit mit dem Fraunhoferinstitut wurde kurz vor der Schließung eine 3D-Darstellung des Pergamonaltars angefertigt. So kann der Altar auch digital wissenschaftlich untersucht und ausgestellt werden.

Blick auf den Vorplatz des Pergamonmuseum in der Dämmerung, im Hintergrund das Museum.
Das Pergamonmuseum in Berlin

Architektur der Museen

Die Staatlichen Museen haben nicht nur wundervolle Kunstschätze in ihrem Inneren, das Ensemble der Museumsinsel selbst ist eine architektonische Entdeckungsreise wert.

Ausgangspunkt ist das Alte Museum, geplant von Karl Friedrich Schinkel.

Mit seinem Werk bin ich bereits im Studium in Kontakt gekommen, das in Berlin aber auch ohne Studium nicht zu übersehen ist.

Der preußische Klassizismus ist ebenfalls eine Epoche, die mich interessiert, auch weil sie eine wichtige Phase für die Entwicklung der Archäologie zur Wissenschaft darstellt.

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