Steingefäße in Baalbek

Stein war neben Holz und Knochen eines der ersten Materialien, welche die Menschen bearbeiteten und benutzten. Auch die Idee, Gefäße aus Stein zu fertigen, ist sehr alt. In römischer Zeit gab es daher schon lange zurückreichende Traditionen, was die Herstellung von Steingefäßen anging, beispielsweise in Ägypten aus feinem Alabaster.

In Rom gehörten Gefäße, wie zum Beispiel große Schalen und Kelche aus Marmor, zur Ausstattung der Villen der römischen Oberschicht.

Sie konnten paarweise neben Eingängen stehen, bildeten Blickpunkte in Räumen, standen in Nischen oder Gärten und demonstrierten den Kunstgeschmack und den Reichtum ihrer Besitzer.

Von solchen Gefäßen haben sich einerseits Überreste erhalten, andererseits geben uns römische Wandbilder davon Zeugnis.

Auch in Baalbek haben sich viele Fragmente von steinernen Gefäßen gefunden. Sie sind meistens aus Kalkstein gefertigt – selten aus Marmor, der importiert wurde oder auch Basalt – und sie weisen die unterschiedlichsten Formen auf.

Antikes Steingefäß in einem Museum
Römisches Steingefäß im Louvre, Paris

Einige Gefäße waren mit kunstvollen Reliefs geschmückt, die sich im Vergleich mit Kunstwerken aus Rom, Athen oder Alexandria nicht verstecken müssen.

Ich weiß noch nicht genau, aus welcher Zeit die einzelnen Objekte stammen und auch nicht, wofür sie genutzt wurden oder wo sie aufgestellt waren.

Erst einmal habe ich damit begonnen, sie zu sammeln, zu katalogisieren und zu beschreiben. Nun bin ich vor allem auf der Suche nach ähnlichen Gefäßen, um über Vergleiche mehr herausbekommen zu können. Interessanterweise konnte ich erste Erfolge in bulgarischen Museen verbuchen.

Die beiden hier vorgestellten Bilder zeigen Fragmente eines großen Kraters (mit Betonung auf dem e),

Kratere gab es bereits im 7. und 6. Jh. v. Chr. in Griechenland. Aus Ton gefertigt dienten sie ursprünglich beim Symposium, dem Gastmahl, dem Mischen von Wein mit Wasser.

Die Formen veränderten sich im Lauf der Zeit nur wenig, und die Kratere konnten auch aus Materialien wie Bronze oder Silber gefertigt werden.

Bis in die römische Zeit, als große Kratere aus Marmor oder anderen wertvollen Steinen hergestellt wurden, blieb der alte Gedanke eines Weingefäßes bestehen. Deshalb ist ein Geflecht von Wein- und Efeuranken auf ihm dargestellt: Beides sind Pflanzen, die dem Weingott Dionysos/Bacchus heilig waren.

Fragment eines antiken Steingefäßes vor schwarzem Hintergrund
Römisches Steingefäß aus Baalbek: Fragment des unteren Kelches mit darauf anschließender Gefäßwandung
Fragment eines antiken Steingefäßes mit Weinranken und Zierborte aus Baalbek, Libanon vor schwarzem Hintergrund
Fragment des obereren Teils der Wandung mit abschließender Lippe

Publikationen

Wienholz, H., A representative crater from Baalbek, in: Margarete van Ess, Klaus Rheidt, and others, Archaeological Research in Baalbek. A preliminary report on the 2004 and 2005 seasons, BAAL 9, 2005, 139-143.

Wienholz, H., Die Prunkkratere aus Baalbek; in: V Gaggadis-Robin (Ed.) Les ateliers de sculpture régionaux: techniques, styles et iconographie. Actes du Xe colloque international sur l’art provincial romain, Arles et Aix-en-Provence, 21-23 mai 2007 (Arles 2009) 383-390.